"Im Quartier sehen wir uns wieder"

Die jüngsten Einigungen in Berlin (Abschluss der Sondierungsgespräche zwischen CDU und SPD sowie Beschluss des Sondervermögens Infrastruktur durch den Bundestag) machen eine tiefergehende Überlegung zur Nutzung finanzieller Mittel für die energetische und ökologische Transformation in Stadt und Land notwendig. Die gute Nachricht: Klimaschutz bleibt im Blickpunkt der politischen Agenda und erhält finanzielle Mittel in Milliardenhöhe. Die Herausforderung: Die Mittel in die notwendigen Kanäle zu leiten, um die Transformation zu beschleunigen.
Die EnergieWerkStadt® setzt sich in diesem Zusammenhang für die Wiederaufnahme der Förderung der energetischen Quartierskonzepten (ehemals KfW 432) sowie für eine bessere Verzahnung von Kommunaler Wärmeplanung und städtebaulichen Entwicklungen ein. Vorstand Dr. Kersten Roselt sagt dazu: „Mit der Wiederaufnahme der Förderung von Quartierskonzepten und dem Sanierungsmanagement würden den Kommunen kraftvolle Instrumente zur Verfügung stehen, um die nachhaltige Transformation aktiv zu gestalten und auf breite Füße zu stellen“.
HINTERGRUND: Quartierskonzepte als Chance für eine nachhaltige Zukunft
„Im Quartier sehen wir uns alle wieder“, so unsere feste Überzeugung. Die effiziente Umsetzung der energetischen Transformation wird in der Skalierung des Quartiers (auch: des Dorfes) stattfinden, die Flughöhe der Wärmeplanungen wieder verlassen. In diesem Zusammenhang war die „über-Nacht-Absetzung“ der Förderung KfW 432 der ehemaligen Bundesregierung mehr als kontraproduktiv. Immerhin waren deutschlandweit bis dahin von rund 1.800 Quartierskonzepten bereits über 700 in die Umsetzung gegangen, mit einer deutlichen Tendenz der Steigerung in den letzten Jahren.
„Quartierskonzepte sind bewährte Werkzeuge, nicht nur um Stadtquartiere, sondern auch ganze ländliche Gemeinden effizient und nachhaltig weiterzuentwickeln. Sie eröffnen die Möglichkeit, Energiekonzepte strategisch zu durchdenken, Potenziale für erneuerbare Energien gezielt zu nutzen und das Thema Energie integrativ in weitere Entwicklungen des Quartiers (wie z.B. soziales Zusammenleben oder Mobilität) einzubetten und somit den Wandel hin zu klimafreundlichen Lebensräumen aktiv voranzutreiben. Mit frischem Schwung und finanzieller Unterstützung könnten Städte – vor allem aber gerade ländliche Gemeinden ihre Klimaziele schneller erreichen und dabei auch die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger steigern. Daher setzen wir uns als EnergieWerkStadt vehement für eine Wiederbelebung dieser Förderung durch die KfW ein“, erläutert Kersten Roselt. In Thüringen bekennt sich die neue Regierung im Koalitionsvertrag bereits zur Förderung von Quartierskonzepten – idealerweise kumulativ zur KfW-Förderung 432.
Quartierskonzepte nährten ihren Vorzug und ihre Beliebtheit aus ihrem systemischen Ansatz. Die Förderung wurde dem Begriff ‚integriert‘ gerecht und behandelte nicht monolithisch die Treibhausgas-Reduktion oder die fossilfreie Wärmeversorgung, sondern bezog alle Fragen der Transformation ein: über die Mobilität, Innenverdichtung / Revitalisierung, blaugrüne Infrastruktur und soziale Fragen bis hin zur Biodiversität und zum Naturschutz im Quartier oder zu einer lokalen Wertschöpfung.
Durch die abrupte Einstellung der KfW-Förderung machte sich Verdrossenheit breit: In den Gemeinden, die nach langem Kampf der Bürgermeister oder Aktivisten in demokratischen Gremien die Entscheidung gefällt haben, ein Quartierskonzept zu beantragen oder in denen bereits ein solches vorlag, drohten die gerade erst mühsam initiierten Prozesse zu stocken oder es konnte deren Fortführung mit dem Sanierungsmanagement nicht umgesetzt werden.
Bei einer Wiederauflage der Quartierskonzept-Förderung wird es um intelligente Verknüpfung der Quartiersentwicklung mit der Kommunalen Wärmeplanung gehen. Gleiches gilt für Vorteile und Möglichkeiten der KWP und der Quartierskonzepte in Verbindung mit der Stadtplanung. Hier hat die EnergieWerkStadt aus ihrer Praxiserfahrung heraus Gedanken entwickelt, die wir in einem kommenden Beitrag darlegen werden.